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Claudia Sempoch im Interview

IWS - In würde zu sich stehen

Wir haben mit Claudia Sempoch vom Verein Lichterkette über ihr peergeleitetes Programm "IWS - In würde zu sich stehen" gesprochen und der Möglichkeit für Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen dieses für sich nutzen zu können.

 

Redaktion: Was ist IWS eigentlich? Welches Konzept steht dahinter?

Claudia Sempoch: IWS ist die Abkürzung von „In Würde zu sich stehen“ und ist ein peergeleitetes Programm. Peergeleitet bedeutet, es wird von Personen durchgeführt, die selbst Erfahrungen haben. Das Programm selbst stammt ursprünglich aus den USA und wurde durch Prof. Dr. Rüsch bearbeitet und ins Deutsche übersetzt. Wir als Verein Lichterkette haben es adaptiert und bieten dieses Programm an.

Redaktion: Welches Ziel hat IWS?

Claudia Sempoch: Der Workshop will Menschen mit einer psychischen Erkrankung und ausreichender Stabilität dabei unterstützen, ihren individuellen Ansatz zur Bewältigung von Vorurteilen und einen offeneren Umgang mit der eigenen Erkrankung zu finden. Mit dem Ziel Selbstermächtigung bzw. Empowerment zu stärken.

Redaktion: Wozu IWS?

Claudia Sempoch: Obwohl psychische Erkrankungen weit verbreitet sind und immer mehr darüber in unterschiedlichen Medien zu lesen bzw. zu hören ist, bestehen sehr viele Vorurteile und ein großes Unverständnis für dieses Thema. Das führt in weiterer Folge zu Ängsten. Und das macht es schwierig die Stigmatisierung abzubauen. Wir sind deshalb der Meinung, es braucht eine Stärkung von Betroffenen, denn durch Vorurteile entsteht auch Selbststigmatisierung, die bis heute nur wenig Beachtung findet. Konkret bedeutet es, dass man selbst die Vorurteile der Gesellschaft bestätigt und dadurch teilweise eine Genesung verhindert wird, sich sogar der psychische Gesundheitszustand verschlechtern kann.

Redaktion: Wie läuft IWS ab?

Claudia Sempoch: Das Programm selbst wird in Form eines Workshops durchgeführt, der aus mehreren Teilen besteht, wir nennen es Einheiten. Insgesamt sind es 5 Einheiten, die im Abstand von wenigen Wochen stattfinden und es gibt ein Arbeitsbuch dazu, das unterstützend verwendet wird.  Das ist die Standardversion, wird von uns aber entsprechend der Gegebenheiten angepasst.

Die Workshops werden von Erfahrungsexpert:innen durchgeführt, die eine zertifizierte Trainerausbildung absolviert haben und selbst von psychischen Erkrankungen betroffen waren bzw. sind, und die sich mit dem Thema der Offenlegung intensiv auseinandergesetzt haben. Der Austausch erfolgt dadurch immer auf Augenhöhe.

Wir haben 2023 einen Workshop angeboten, der vor kurzem abgeschlossen wurde. Eine Teilnehmerin, Nicole vom Verein Crazyturn, hat uns dieses Feedback gegeben: „Ich habe durch IWS viel dazugelernt, wie ich künftig als Multiplikatorin zur Entstigmatisierung beitragen kann. Auch durch den Erfahrungsaustausch mit den anderen in der Gruppe konnte ich viel dazulernen.

Ein wertschätzender Umgang ist uns besonders wichtig und unsere Trainer:innen legen großen Wert darauf. Besonders der Erfahrungsaustausch untereinander kann neue Denkansätze und Blickwinkel auf bestimmte Themen öffnen.

Der Fokus der Workshops liegt immer auf den Menschen und auf deren individuellen Geschichten. Dabei ist es uns ganz wichtig, die Teilnehmenden in ihrer Eigenverantwortung zu belassen und keinen Druck oder Zwang zu erzeugen.

Redaktion: An wen richtet sich der IWS Workshop?

Claudia Sempoch: IWS ist ein Angebot, das betroffenen Personen eine Unterstützung bietet, um sich mit der eigenen Entstigmatisierung auseinanderzusetzen und hilft damit umzugehen. Es gibt ein deutsches Sprichwort „Beim Reden kommen die Leute zusammen“ und genau das veranschaulicht den Ansatz von IWS.

Wir bieten unsere Durchgänge betroffenen Einzelpersonen an, versuchen aber das Programm bei diversen Schulungsträgern, Selbsthilfeorganisationen und Dienstleister im psychosozialen Bereich einzubinden. Die Kosten sind für Betroffene häufig ein Hindernis. Organisationen können Förderungen beantragen und den Betroffenen somit die Möglichkeit bieten, IWS in Anspruch zu nehmen.

Redaktion: Als Trainerin hast Du schon mehrere Workshops mit Erfolg durchgeführt. Angenommen eine Selbsthilfegruppe bzw. eine Selbsthilfeorganisation möchte einen IWS Workshop ihren Mitgliedern anbieten. Ist das möglich?

Claudia Sempoch: Ja natürlich. Wir haben bereits 2024 einige Workshops in Planung. Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen können einen Förderantrag bei der jeweiligen ÖGK-Landesstelle einreichen. Einreichfrist ist jeweils der 30. Juni des Antragsjahres. Wir unterstützen hier mit den notwendigen Informationen, die für einen Antrag nötig sind.

Redaktion: Welchen Aufwand würde das für eine Selbsthilfegruppe bedeuten?

Claudia Sempoch: Der erste Schritt ist der direkte Kontakt mit uns. Wir besprechen die genauen Gegebenheiten und welche Möglichkeiten es für die Abhaltung des Workshops gibt.

Die Selbsthilfegruppe kann damit einen Antrag für eine Förderung bzw. Finanzierung stellen. Idee Austria steht als Dachverband unterstützend zur Verfügung, die Organisation liegt aber bei der Selbsthilfegruppe.

Redaktion: Das heißt, es wäre durchaus denkbar, einen IWS Workshop überall in Österreich vor Ort durchzuführen. Welche Voraussetzungen gibt es darüber hinaus, wie beispielsweise eine Mindestanzahl an Teilnehmerinnen oder Teilnehmern, um einen Workshop abhalten zu können?

Claudia Sempoch: Da es sich dabei um einen neuen Ansatz in Österreich handelt, entwickeln wir durch die Erfahrungen der Workshops sowohl in Bezug auf die Umsetzung als auch der Hilfestellung für Betroffene und Interessierte IWS immer weiter. Unser Ziel ist das Angebot Österreichweit anbieten zu können.

Unsere Gruppen haben maximal 12 - 15 Teilnehmer:innen. Die Workshops können entsprechend den Gegebenheiten entweder vor Ort oder Online durchgeführt werden.

Redaktion: Wenn ich nun aus der Perspektive einer Selbsthilfegruppe oder Selbsthilfeorganisation einen IWS Workshop anbieten wollen würde: Was wäre der 1. Schritt?

Claudia Sempoch: Die erste Voraussetzung für die Teilnahme ist eine ausreichende psychische Stabilität der Teilnehmenden. Eine Bereitschaft sich in mehreren Terminen mit anderen Personen in Kleingruppen über die eigenen Erfahrungen zu unterhalten und kleine Übungen mitzumachen sind ebenfalls vorausgesetzt. Zwischen den Terminen erfolgt auch ein Selbststudium mit Hilfe des Arbeitsbuches.

Die nächsten Schritte sind mit uns die Möglichkeiten für die Durchführung von IWS zu besprechen. Damit kann im jeweiligen Bundesland wegen einer Förderung angesucht werden. Die entsprechenden Einreichformulare sind durch die Selbsthilfegruppe einzureichen und wenn alles funktioniert, können wir IWS durchführen.

Uns würde es auf alle Fälle freuen.

Aktuelle Infos finden sich immer auf unserer Webseite www.lichterkette.at bzw. in unserer Facebookgruppe Lichterkette. Wir haben auch für 2024 einen Workshop geplant, die Anmeldung für Einzelpersonen läuft bereits und die Teilnahme ist von den Personen her beschränkt.

Vielen Dank für das Interview.

Claudia copy Bernadatte Reiterer

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