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Mag. Dr. Hans-Jörg Hofer

Hitzentwicklung in Innsbruck während der Sommermonate

14.08.2024 – Dass es in der Stadt Innsbruck im Sommer aufgrund des Klimawandels zum Teil zu übermäßiger Hitzentwicklung kommt, dass Innsbruck zudem die “heißeste” Landeshauptstadt Österreichs ist, dürfte allgemein bekannt sein. Andererseits fehlt es mancherorts innerhalb Innsbrucks massiv an Grünpflanzen und Grünflächen, vor allem in der Innenstadt herrschen Pflaster und Beton vor, was die Straßen und Plätze bei direkter Sonneneinstrahlung natürlich noch zusätzlich aufheizt.  Es betrifft dies vor allem die sehr stark versiegelten Bereiche sowie die Innenstadt, wo sich viel abspielt, wo sich auch viele wichtige Ämter und befinden, zu denen man im einen oder anderen Fall hingehen muss.

Menschen mit physischen Erkrankungen, Babies, kleine Kinder, ältere Menschen und auch Menschen mit psychosozialen Behinderungen/psychiatrischen Erkrankungen sowie Haustiere leiden neben vielen anderen Menschen besonders unter dieser Situation und gehören dementsprechend berücksichtigt und ihren Bedürfnissen entsprechend wahrgenommen. Es ist zum Beispiel wissenschaftlich erwiesen, dass u. a. die Einnahme von diversen Psychopharmaka wie Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, die vor allem bei Depressionen als Mittel der Wahl häufig verordnet werden, dazu führt, die Schweißproduktion bei Menschen zu reduzieren und eine Abkühlung des Körpers bei Hitze so zu verhindern.

Trotzdem passiert in puncto Kühlung der Stadt während der Sommermonate bislang leider nichts oder zu wenig, was angesichts des Urteils des EMGH gegen Schweiz mehr als erstaunt. Dieses Urteil ist für alle politischen Institutionen innerhalb Europas bindend und gilt ganz sicher nicht nur der Schweiz, die ihrerseits in diesem Punkt (siehe unten!) bereits mehr tut als hierzulande geschieht. Jedenfalls besteht Handlungsbedarf, weil die Sommermonate mit allergrößter Wahrscheinlichkeit von alleine nicht mehr kühler, sondern zunehmend heißer werden. Wenn es die ersten Toten und Masseneinweisungen in die Krankenhäuser gibt, wird der Zeitpunkt, diesem Umstand Rechnung zu tragen, vorbei sein. Die Verantwortung dafür wird dann nicht wie üblich hin und her geschoben werden können.

Um es kurz zu machen: Zu den in anderen Ländern und Städten bereits erfolgreich implementierten Maßnahmen, die auch in Innsbruck durchführbar sein müssten, weil auch hier nicht “alles anders” ist, zählen:

 

  • Anlegen von Grünflächen wo immer möglich.
  • Überdachungen von besonders gefährdeten Plätzen, sofern durchführbar und notwendig
  • Aufstellen von Bäumen und Sträuchern in transportablen Töpfen und Behältern (siehe Zürich oder Basel etc.), wo immer es die relativ schmalen Straßen zulassen.
  • Montage von Brunnen an Hauswänden oder freistehend, wie es sie in anderen Städten bereits gibt
  • Begrünung von Innenhöfen anstatt Betonierung für Parkplätze
  • Begrünung von Hausfassaden und Dächern
  • auch geeignete Bäume an bislang ungewöhnlich erscheinenden Stellen

 

Das alles wird vermutlich viel Geld und Ressourcen kosten, dürfte aber unabdingbar sein, sollen bestimmte Städte auch in Jahren noch bewohnbar sein und im Sommer nicht von einer Katastrophe in die nächste geraten.

Vermutlich gibt es bereits viele zusätzliche Möglichkeiten, um das Problem der Hitzeminderung anzugehen, man muss sie halt nur suchen endlich auch durchführen. Als Sozialwissenschaftler sehe ich mich allerdings nicht in der Position und in der Lage, Experte für alles und jedes zu sein. Dass aber rasch etwas getan werden muss und Verzögerungen keine Option mehr sind, dürfte inzwischen allen unabhängig von Ideologien, Meinungen und Einstellungen klar sein.

Warum ich gar nicht mehr optimistisch bin, dass sich diese Situation eher schneller als später ändern wird:

 

  • Ich muss leider immer wieder feststellen, dass vor allem in Österreich eine gewisse Mentalität herrscht, unliebsame und anstehende Probleme zu verdrängen bis zu dem Zeitpunkt, ab dem es nicht mehr anders geht als zu reagieren. Ad hoc reagieren müssen ist als Option allerdings immer schlechter als in der Zeit zu handeln und zu planen.
  • Nach wie vor gibt es zahlreiche Menschen, die einen Klimawandel leugnen. Für Tatsachen und Fakten sind diese Menschen nicht zugänglich. Sie müssen erst am eigenen Leib erfahren und richtig spüren, dass es oftmals eben keine *alternativen Fakten” gibt.
  • Die Reaktion auf das Urteil des EMGH in Österreich war erschreckend naiv und gleichgültig. Man meint doch tatsächlich noch immer, was das europäische Ausland in diesem Kontext betrifft, hätte hier keine Relevanz oder Gültigkeit, so als würde man die eigene Verfassung, die eigenen Gesetze und Verträge sowie deren Auswirkungen nicht kennen oder nie nur auch ansatzweise gelesen haben!
  • Gute und wissenschaftlich fundierte Informationen über den Klimawandel sind im Internet sehr einfach auffindbar und nahezu barrierefrei zugänglich.
  • Auch zahlreiche Maßnahmen und Instrumente zur Linderung dieser Situation in stark betroffenen Städten sind m. E. einfach abrufbar und zugänglich. Eine davon wird wohl auch für eine ganz “besondere” wie Innsbruck passen.
  • Für Innsbruck steht als Tourismusstadt aber noch mehr auf dem Spiel. Wenn im Sommer schlichtweg keine Menschen mehr kommen oder arbeiten können wegen der Temperaturen, gibt es auch nichts mehr zu verkaufen. Das kann sich eine Stadt und eine Region einfach auf die Dauer nicht leisten. Das können sich auch Wien oder Zürich nicht leisten!

 

Quellenverweise:

Stadt und Kanton Zürich:

https://www.stadt-zuerich.ch/ted/de/index/gsz/planung-und-bau/fachplanung-hitzeminderung.html

https://www.stadt-zuerich.ch/gud/de/index/umwelt_energie/klimaanpassung/hitze/massnahmen-hitzeminderung.html

https://www.zh.ch/de/umwelt-tiere/klima/hitze-im-siedlungsraum/massnahmen-gegen-hitze.html

https://www.espazium.ch/de/hitzeminderung

https://www.tagesanzeiger.ch/klimawandel-in-zuerich-ade-nebelwolke-40-massnahmen-zur-hitzeminderung-in-der-stadt-258823625290

https://www.abenteuer-stadtnatur.ch/hitzeminderung-z%C3%BCrich-west

https://www.geopartner.ch/stadtklimatool/

https://www.powernewz.ch/rubriken/klimawandel-schweiz/hitzeminderung-folgen-des-klimawandels-fuer-staedte/

Stadt und Kanton Bern:

https://www.bern.ch/themen/umwelt-natur-und-energie/klima/klimaanpassung/grundlagen-und-wissen/hitzebelastung-in-der-stadt-bern

https://www.bern.ch/themen/umwelt-natur-und-energie/klima/klimaanpassung/planung-und-umsetzung-in-der-stadt-bern/umgesetzte-projekte-zur-hitzeminderung

https://www.gsi.be.ch/de/start/themen/gesundheit/gesundheitsfoerderung-und-praevention/gesundheit-und-hitze.html

https://www.hochparterre.ch/nachrichten/landschaftsarchitektur/wo-wird-es-in-bern-besonders-heiss

https://journal-b.ch/artikel/hitzeinsel-bern/

Universität Bern:

https://www.geography.unibe.ch/forschung/gruppe_fuer_klimatologie/forschungsprojekte/stadtklima_bern/index_ger.html

Stadt und Kanton Basel:

https://www.stadtklima.bs.ch/stadtklimaanalyse.html

https://www.gesundheit.bs.ch/gesundheitsfoerderung/gesundheitsinformationen/hitze.html

https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/stadtklima-mobile-massnahmen-zum-hitzeschutz-200-sonnenschirme-und-100-baumtoepfe-machen-in-basel-die-runde-ld.2484542

https://www.baublatt.ch/baubranche/basel-stadt-will-die-hitze-auf-dem-stadtgebiet-reduzieren-31329  

https://www.nccs.admin.ch/nccs/de/home/regionen/kantone/basel-stadt.html

Stadt Chur Graubünden:

https://www.chur.ch/aktuellesinformationen/1975792

https://www.google.com/amp/s/www.nau.ch/amp/ort/chur/chur-nahm-am-bundesforschungsprojekt-hitzepravention-teil-66629732

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